all work and no play
spielfilm
(Mockumentary / Langfilm / in Entwicklung)
2024. Eine stümperhafte Dokumentarfilm-Crew begleitet den katastrophal eskalierenden Probenprozess der Bühnenadaption von Stanley Kubricks “The Shining” an einem deutschen Stadttheater. In der achtwöchigen Probezeit greifen Boshaftigkeiten, Intrigen und Prokrastination immer mehr um sich, bis eine blutige Premiere nicht mehr aufzuhalten ist.
Leseprobe:
…
Probebühne, 3 Tage vor der Premiere: Azra kehrt nach der Vormittagsprobe noch einmal auf die Probebühne zurück. Es ist niemand da, allerdings ist der Laptop von Laura offen und leuchtet im etwas abgedunkelten Raum. Azra geht langsam auf ihn zu. Man sieht eine Word-Datei, die bis auf den Titel (ALL WORK AND NO PLAY (AT)) leer ist. Azra schaut ungläubig auf das Dokument.
LAURA (steht in der Tür. Mit wirren Haaren und böse blitzenden Augen) Ja Hallo?
AZRA (dreht sich zu ihr) Ah! Ich, äh, ich hab Dich gesucht.
LAURA (ruhig aber wütend) Aha. (kommt langsam zu Azra gelaufen, klappt vorwurfsvoll den Laptop zu und schaut dabei durchgängig Azra an) Was gibts, na sag schon, ich darf jetzt auch mal in die Pause gehen oder? (packt ein)
AZRA Ja. Ähm, tschuldigung, geht ganz schnell. Also es geht um, also wegen Yasmin. Ich glaub irgendwie, ihr geht es nicht gut und naja, ich will da echt gar nichts rein interpretieren und so aber ich glaube, dass ihr diese ganze Danny-Sache schon krass zusetzt. Also keine Ahnung, aber so die Rolle ist ja jetzt echt heftig geworden. Also gut! Eh voll gut aber halt krass das jeden Tag zu spielen und…
LAURA (dreht sich eine Zigarette, unterbricht sie) aha ok, also gut. Aber sie ist Schauspielerin oder?
AZRA hm?
LAURA oder?
AZRA Ja.. ja ja also Ernst Busch glaub ich.
LAURA Ernst Busch also, toll! Dann wird sie das ja wohl hinkriegen, eine Rolle zu spielen, ohne dass sie die Nerven verliert, ge bitte. (greift nach ihrem Notizbuch, dass direkt neben Azra liegt)
AZRA (weicht zurück) Voll. Nee, sehe ich ja auch so. Sie hat auf mich nur so, naja, irgendwie komisch gewirkt heute. Als könnte sie das alles nicht mehr lange. Also jetzt wahrscheinlich voll übertrieben von mir…
LAURA (dreht sich zu Azra) Ja, übertrieben finde ich das jetzt allerdings auch. So und jetzt lass mich Dir einmal etwas beibringen. Das was Yasmin da macht, das ist nicht weil ihr die Rolle so schrecklich “zusetzt”. Das. ist. Arbeitsverweigerung. Die weiß ganz genau, was sie tut. (Azra versucht unauffällig noch ein paar weitere Schritte zurückzugehen) Und das lass ich mir als Künstlerin nicht bieten. Verstehst du das? So eine Scheiße lass ich mir nicht bieten! Nicht von ihr und nicht von irgendeinem depperten Trottel (schaut Azra an, meint sie) in diesem gottverlassenen Dorftheater! Wo sind wir denn hier überhaupt? An der Burg sicherlich nicht, das kann ich dir sagen.
AZRA Hmm. Ja, klar. Haste bestimmt Recht. Nee Burg.. klar nich..
Azra macht eine depperte Trottel-Geste wie finger guns, lächelt verlegen und beginnt zur Tür zu gehen.
LAURA (plötzlich wieder freundlicher) Was gibts denn heut zu Essen?
AZRA (bleibt stehen) Oh. Ähm. Schnitzel glaub ich. Und vegetarisch Couscous-Salat.
LAURA Ja geh ma oder?
AZRA Ich? Ok. (nickt, beginnt wieder awkward zur Tür zu gehen)
LAURA Ah, du ich komm gleich nach, du bestellst mir mal das Fleisch.
AZRA Mach ich. (ab)
Laura bleibt allein zurück. Sie öffnet nochmal den Laptop. Kurz starrt sie auf die leere Seite.
LAURA (brüllt) FUUUUUUCK! FUCK FUCK FUCK FUCK! AAAAAHHHHHH!
Laura setzt sich an den Laptop und schreibt: “LAURA (brüllt) FUUUUUUCK! FUCK FUCK FUCK FUCK! AAAAAHHHHHH!”, dann haut sie nur noch wütend auf die Tasten ein, schließt den Laptop, steckt in die Tasche, geht zum Bühnenbildmodell, nimmt es auf und schmeißt es gegen die Wand. Sie verlässt den Raum und zündet sich dabei eine Zigarette an.
Einblendung Schwarze Folie, weiße Schrift. Text: “Generalprobe”
…